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von Georg Vulpius
Am 9. November dieses Jahres fand in Gmund am Tegernsee die Preisverleihung zum Wettbewerb „Bester Naturpapierdrucker 2017″ statt, welcher jährlich von der Büttenpapierfabrik Gmund veranstaltet wird (Abb. 1). Der Preis wird unter anderem in den Kategorien Packaging, Corporate Design, Paper Art und Private Communication verliehen. Erstmals konnten in diesem Jahr auch Design-Agenturen am Wettbewerb teilnehmen, der bisher nur Druckereien vorbehalten war. Wir, Georg Vulpius und Anh Vu Nguyen, wurden mit unserer Agentur im Sommer zur Teilnahme eingeladen und bereiteten als Einreichung ein mehrseitiges Musterbuch vor, welches wir für den Farbenhersteller Kolorat auf der Grundlage eines Gmund-Papiers gestaltet hatten (Abb. 2). Mitte Oktober erreichte uns die Jury-Entscheidung, die uns über die Nominierung unseres Projekts informierte, sodass wir glückliche Besitzer zweier Einladungskarten zur Preisverleihung wurden.
Das kleine Städtchen Gmund am Tegernsee zählt lediglich 6000 Einwohner, ist durch seine international renommierte Papierfabrik jedoch weit über die bayrische Landesgrenze hinaus bekannt. Viele Menschen, die mit Papier arbeiten haben sofort eindeutige Assoziationen, wenn sie den Namen „Gmund“ hören — edles Papier von höchster Qualität, dass diese Positionierung auch im Preis widerspiegelt. Weltweite Bekanntheit erlangte Gmund, als die Papierfabrik den Auftrag zur Herstellung der goldenen Umschläge für die Oscar-Verleihung erhielt, aus denen die Laudatoren die Karten mit den Namen der Preisträger hervorziehen. In der Stadt ist man sichtlich stolz auf die Leistungen des größten Arbeitgebers, nicht ohne Grund trägt die Papierfabrik den Namen des Ortes und steigert so dessen Bekanntheit in aller Welt. 80 % von den 7000 Tonnen Feinstpapier, die jährlich produziert werden, verlassen Deutschland und werden vor allem in den europäischen Nachbarländern, aber auch in arabischen Staaten und in Übersee verkauft.
Aufgrund der verhältnismäßig geringen Produktionsmengen pro Jahr, überspringt Gmund die ersten Stufen der Papierherstellung und kauft bereits vorgefertigte Rohfasern an, welche das Ausgangsmaterial der aufwendigen Weiterverarbeitung bilden. Im Pulper, dessen Volumen ca. 400 kg Papier entspricht, werden die Rohfasern zunächst aufgelöst, bevor die entstandene Faserstoffsuspension zur Weiterverarbeitung gelangt (Abb. 3).
Während der Werksführung durch die Fabrik, konnten wir die Papiermaschine aus dem Baujahr 1850 besichtigen, die Älteste, noch in Betrieb befindliche, in Europa (Abb. 4 und 5).Sie läuft mit einer Bahngeschwindigkeit von 32,5 m/min und entsprach bei ihrer Inbetriebnahme Mitte des 19. Jahrhunderts dem neusten Stand der Technik. Die geringe Maschinengeschwindigkeit und der hohe Anteil mechanischer Komponenten, ermöglichen es dem Feinstpapierhersteller auch manuell in die Produktion einzugreifen und den Papieren die individuelle Note zu verleihen. So werden beispielsweise Farben bis heute von nur fünf, speziell dafür geschulten, Mitarbeitern von Hand und per „Augenmaß“ angemischt. Pro Tag finden auf der Maschine 3 Farbwechsel statt. Aufgrund der besonderen Bedeutung die Farben, Farbtöne und farbliche Intensitäten bei der Feinstpapierherstellung haben, spielt die Lichtechtheit bei der Qualitätsprüfung der Papiere eine übergeordnete Rolle, also die Fähigkeit eines Papiers unter starker Lichteinstrahlung nicht auszubleichen. Die Lichtechtheit wird über einen Zeitraum von 48 Stunden im sogenannten „Suntest“ geprüft. Hierbei wird eine Papierprobe aus einem vorgegebenen Abstand mit der genormten Lichtstärke der „Florida Day Sun“ bestrahlt.
Um einen Eindruck von der umfassenden Farbpalette und den zahlreichen Oberflächenveredlungen zu bekommen, sei jedem ein kleiner Blick auf die meistverkaufte Kollektion des Hauses, „Gmund Colors“, mit der dazugehörigen Website (www.gmundcolors.com) empfohlen. Sie stellt nur einen kleinen Teil von insgesamt über 40 Kollektionen dar, eignet sich aber hervorragend als Einstieg in die Welt der Feinstpapiere. Auf der Website können kostenlos Papiermuster bestellt werden, falls das haptische Erlebnis gesucht oder gar ein Prototypenbau geplant wird. Die Muster kommen aus der hauseigenen Gmund Musterbibliothek, die mehr als 100000 verschiedene Muster umfasst, vom Tegernsee per Post direkt ins eigene Haus.
Externe Bildquellen
Abb. 1: Gmund Paper auf Facebook. URL <https://scontent-frt3-2.xx.fbcdn.net/v/
t31.0-8/23405699_1739618082750145_7757403405972379374_o.jpg?
oh=9c4060c7ef8a78ab8d461fbb2c5c1cc7&oe=5AD2D688>, 28.11.2017.Veranstaltungsort
Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG
Mangfallstraße 5
83703 Gmund am Tegernsee
Web: www.gmund.comFür weitere Fragen
Web: www.agenturvulpius.com
E-Mail: hey@agenturvulpius.com